Ausstellung
Christian Egger
Fwd: Disparate Threads! False Endings! (Schere & Kette)
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Die Ausstellung "Fwd: Disparate Threads! False Endings! (Schere & Kette)" des in Tirol geborenen und in Wien lebenden Künstlers Christian Egger integriert ua. eine großteils neue Serie von Skulpturen in das, auf die Galerieräume zugeschnittene Ausstellungsgeschehen, welche ihre Materialität freilegen, dabei ihre Machart kaum verschleiern und in einigen Fällen haptische Effekte simulieren. Etwa eine bewusst über Augenhöhe gehängte und mit sogenannten Blind Tasting Gläsern bestückte Glasschiene, die jenseits ihrer Funktion des Verbergens ihres flüssigen Inhalts hier als eine von unten nach oben und leer zu erblickende Besonderheit präsentiert wird. Ein Moment der Wahrnehmungsirritation unter mehreren, welches auch in einer frühen Arbeit des Künstlers, eines mit CDs bestückten Klorollenhalters eingelöst wird. Egger führt darin nicht nur die rapide Vergänglichkeit der Vorstellungen idealer Speichermedien vor, im readymade Kurzschluss kommt es dabei nicht nur zu einer collagehaften Enthebelung ihrer ursprünglichen Verwendung, sondern abermals entsteht ein unsichtbarer Keil zwischen bekannter Form und eigentlicher Funktion.
Der Kunsthistoriker Benjamin H. D. Buchloh bemerkte einst: „Der allegorische Geist schlägt sich auf die Seite der Dinge und protestiert gegen ihre Degradierung zu Waren, indem er sie durch das allegorische Verfahren ein zweites Mal entwertet. Dadurch, dass die Allegoriker:in Signifikant und Signifikat spaltet, unterzieht sie das Zeichen der gleichen Funktionstrennung, die der Gegenstand bei seiner Transformation in eine Ware durchlaufen hat. Indem dieser ursprüngliche Akt der Entleerung wiederholt und dem Ding eine neue Bedeutung zugeschrieben wird, erfährt es eine Art Rehabilitation.“1 "Fwd: Disparate Threads! False Endings! (Schere & Kette)" gibt sich betont durchweht von dieser allegorischen Denkweise und vordergründig als Summe künstlerischer Überlegungen und Eingriffe im kontextuellen Verbund, die aber letztlich im hinteren Raum durch eine, über eine verspiegelte Tischskulptur abgespielte Audio-Spur einer Stimme in englischer Sprache mehrfach gebrochen wird. Unterschiedliche Verweise und Referenzen innerhalb des Texts, auf in der Ausstellung vorkommende Arbeiten inkl. der akustischen Spracharbeit selbst, lassen die Vermittlungstendenzen des Audiostücks in ihrer Absicht diametral wirken. Über die Sprache wird die Ausstellung konzeptuell erlebbar und mündet in einer ausstellungsbezogenen Reflexion des je situativen Zusammenarbeitens von Arbeiten, Ausstellung und eben Publikum. "Fwd: Disparate Threads! False Endings! (Schere & Kette)" könnte daher auch als eine multiperspektivische Einladung gesehen werden, der Ausstellung im zugespitzten Taumel zwischen Arbeiten und Galerieräumen, inmitten von Verkettung und Schnitt, zu folgen.
1) Benjamin H. D. Buchloh, „Allegorische Verfahren:Über Appropriation und Montage in der Gegenwartskunst“, in: Alexander Alberro und Sabeth Buchmann (Hg.), Art After Conceptual Art, Walther König, Köln, 2006
Sujet: © Christian Egger
Fotos: © Verena Nagl
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