Deimantas Narkevičius

Narkevičius verbindet in seinen Filmen zusammenhanglose Elemente, um so überraschende Momente der formalen Überschneidung und inhaltlichen Erweiterung zu entwickeln. In The Role of a Lifetime, 2003, verknüpft der Künstler drei komplexe erzählerische Elemente miteinander: Die Tonebene bildet ein Interview mit dem britischen Filmemacher Peter Watkins, der viele Jahre in seinem selbst gewählten Exil Litauen lebte. Auf der Bildebene werden Landschaftszeichnungen von Litauen und Zeichnungen von Skulpturen aus der russischen Besatzungszeit mit gefundenden Filmsequenzen, die ein Filmamateur im englischen Seebad Brighton drehte, aneinander montiert. Ein Montageprinzip, das den Filmen von Deimantas Narkevičius eine spezielle Verschiebung des Blickpunkts ermöglicht: vom dokumentarischen Bericht zu einer komplexen, offenen, aber auch poetischen Diskussion der jeweiligen Fragestellung. Ausgehend von der Architektur des CAC (Contemporary Art Center) in Vilnius drehte Narkevičius den Film Scena, 2003, - eine minutiöse Darstellung der Geschichte und Gegenwart jenes Ortes, an dem der Künstler seit Jahren arbeitet. Legend Coming True, 1999, beginnt mit einer Erzählung über die Gründung von Vilnius und zeigt in der Folge Aufnahmen von vier Orten dieser Stadt, die mit fixer Kameraeinstellung gedreht wurden. Die Stimme einer älteren Frau, die in russischer Sprache mit jiddischem Akzent ihre Lebensgeschichte erzählt, überlagert die Bilder und damit die vier beschriebenen Orte. So werden ihre Bedeutung und die persönliche Beziehung der Frau zu ihnen erklärt: die Straße, in der sie aufwuchs, ihre Schule, der Ort des damaligen Ghettos und die Sümpfe, in denen sich die Partisanen verbargen.