Ausstellung
Floater sind kleine Schwebeteilchen im Glaskörper des Auges, die manchmal vor einem hellen Hintergrund als Verschmutzung des Blickfelds sichtbar werden, Flecken oder Fäden, die tatsächlich Teil unseres Wahrnehmungsorgans sind.
Die Ausstellung stellt vier Künstlerinnen und Künstler vor, die mit unterschiedlichen Mitteln Bilder produzieren. Ellie de Verdiers Arbeiten beispielsweise sind genäht. Sie haben ebenso einen Bezug zur Fotografie wie zur Malerei und schalten zwischen tatsächlicher und dargestellter Dreidimensionalität hin und her. Milena Büsch übermalt ganze Seiten eines Katalogs eines bekannten Kollegen und betitelt diese Serie mit: „Für andere die Arbeit machen“. Demian Kerns Bilder dagegen greifen auf direktere Situationen zu. Sie bilden sehr Unterschiedliches ab, Briefkästen, Rohr mit Mauer, Schachfiguren, Bewegungsmotive und beobachten dabei zur selben Zeit ihre eigene Konstruiertheit. Julian Tromp verwendet Stoffe als Malgrund, deren Gebrauchsspuren er mit indirekten, indexikalischen Gesten akzentuiert.
Der individuelle Ausdruck tritt in den gezeigten Arbeiten zugunsten einer genauen Analyse der Rahmenbedingungen des Bildes zurück. Sie organisieren sich in der Ausstellung nicht nur entlang von Übereinstimmungen, sondern fragen aus unterschiedlichen Richtungen nach dem Bild. Was macht ein Bild aus, in welchen Medien und Hybridformen zeigt es sich, wie ist es mit der Welt außerhalb seiner selbst verknüpft? Wie konzentriert es sich innerhalb seines eigenen Rahmens, inwiefern tritt es mit anderen in Kontakt? Die Arbeiten changieren zwischen Unmittelbarkeit und Fiktionalität, zwischen Applikation und Zeichenhaftigkeit.
Während Bilder heute scheinbar unbegrenzt verfügbar sind, gleichen sich ihre Erscheinungsformen im digitalen Setting dennoch aneinander an. In der Ausstellung zeigen sich Momente der Differenz gegenüber diesem visuellen Rauschen. Die sehr spezifischen formalen Entscheidungen der ausgestellten Arbeiten und ihrer Präsentation kollidieren mit vorgefertigten Formatierungen des Visuellen im Alltagskontext. Sie kontaminieren den Code der gegenwärtigen Bilder von innen heraus.
Text: Anette Freudenberger
Sujet: Milena Büsch, Für andere die Arbeit machen, Öl auf Papier, 2020/21, Courtesy Felix Gaudlitz Galerie
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