Ausstellung
For Those About to Rock
Dave Allen, Douglas Gordon, Jonathan Monk, Ross Sinclair
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Wer sitzt schon gern allein in der Kneipe? Und warm sollte alleine Kunst machen mehr Spaß machen als ein lustvolles Miteinander? Die Ausstellung zeigt die im
Kunstbetrieb meist ausgeklammerten Resultate von Kooperationen: In For ThoseAbout to Rock werden Freundschaften, Dialoge, Differenzen und Teilmengen gemeinsamer Interessen wichtiger als autonome, individuelle oder wie auch immer verkannte Subjektivität.
„Alle Phantasie ist Gruppenphantasie“, notierten Gilles Deleuze und Felix Guattari1972 in ihrem Anti-Ödipus. Dave Allen, Douglas Gordon, Jonathan Monk und Ross Sinclair werden in ihren Zusammenarbeiten genau diesem Umstand in zweierlei Hinsicht gerecht: Erstens geben sie im kreativen Miteinander die autonome
Autorenschaft zugunsten einer „multiplen Autorenschaft" ab. Zweitens greifen sie in ihrer Arbeit so gut wie immer auf vorgefundenes, bereits gestaltetes Material zurück. Auf Material - wie Film oder Musik -, in das sich bereits gesellschaftliche Sehnsüchte und Emotionen eingeschrieben haben. So finden hier Kollaborationen statt, die gleichsam potenziert von „Gruppenphantasien" im ausgehenden 20. Jahrhundert geprägt sind.
„Jeder, der in einer Band gespielt hat ... weiß, wovon ich rede. Du jamst um einen Riff oder einen Song herum, und plötzlich passiert eine unbeschreibliche und magische Sache: Alles verbindet sich, kommt zusammen, wird zu etwas, was mehr ist als die Summe seiner Teile", so beschreibt Ross Sinclair sein Gefühl, in einer Rock'n Roll-Band gespielt zu haben. Eben dieses Gefühl, dieses Moment des „mehr als die Summe seiner Teile", macht auch die Faszination der in For Those About toRock zu sehenden Kollaborationen aus: Da sind beispielsweise in dem 9-minütigen Videofilm Stooges Burn-Out, 1996, das Interesse Gordons für Zeit, Monks „Biografien konstituierender“ Ansatz und Allens „lernende" Hingabe für Musik ablesbar.
In Stooges Burn-Out wird ein Riff der für die drei Künstler wichtigen Rockgruppe Stooges im Close-Up während des ganzen Videofilms repetitiv gespielt, am Kopf der E-Gitarre klemmt derweil, wie bei Gitarrensoli üblich, eine langsam abbrennende Zigarette und zitiert so einen (visuellen) Code der Rockgeschichte. Und gleichzeitig passiert viel mehr. Die Magie eines gelungenen Kunstwerkes ereignet sich, das merkwürdigerweise - im positiven Sin des Wortes - wenige Monate später, wahrscheinlich ohne „abgekupfert" worden zu sein, nahezu identisch in einem Werbeclip für eine Zigarettenmarke weit reichende Popularität erlangte.
Wie gesagt: „Alle Phantasie ist Gruppenphantasie." -> Raimar Stange
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