Ausstellung
Die Stadtgalerie Schwaz zeigt die erste institutionelle Einzelausstellung des Berliner Malers Jonas Burgert (geb. 1969), der in den letzten drei Jahren international viel Beachtung fand. In der Ausstellung zeigen 10 aktuell entstandene Leinwände umfassend seine figurative und monumentale Arbeitsweise. Burgert konzentriert sich in seinen Bildern auf eine ungewöhnliche Mixtur aus Orientalismus, Historienmalerei und zeitgenössischem Autoporträt. Im Zentrum seiner Bildkompositionen stehen archaische Menschenbilder zwischen Amazonen, Jägern und Sammlern, die sich mit unserer gegenwärtigen Lebenswelt vermischen.
Seine großformatigen Leinwände sind sensible Ich-Porträts, in denen der Künstler den Dialog zwischen einer urbanen und einer archaischen Welt auslotet. Daraus entstehen mit Mythen und Ritualen aufgeladene surreale Bildszenarien, die wie barocke Bühnenbilder den Betrachter einnehmen und in Komposition und Bildaufbau an Alten Meister wie Caravaggio oder Tizian erinnern. Die Figurendarstellungen agieren wie zeitlose Weltenwanderer, die geheimnisvoll den Betrachter in ihren Bann ziehen. Der Grundton der Bilder ist meistens eine warme Erdfarbe, die Burgert bewusst mit grellen Farbreflexen und Ornamenten akzentuiert, um das Bildgeschehen in die Jetztzeit zu transferieren. Zentral steht die Frage nach dem inneren Dialog des Menschen, seiner Rituale, seiner mythischen und religiösen Verfasstheit im Vordergrund, wie auch der nomadische Jäger, der den archaischen Aspekt seiner Bildthemen identifiziert. Das 2008 entstandene Bild „kopfschluss“– das den Titel der Ausstellung und das Motiv der Einladungskarte stellt – fasst diesen Dialog treffend zusammen. Eine Personengruppe symbolisiert den Ich-Erzähler und seine unterschiedlichen Charakteren. Mittig im Bildraum ist die von Paintball-Patronen getroffene Zielscheibe zu erkennen zu deren Linken eine Figur sitzt, die einen Stab mit aufmontierter Vogelmaske auf seinen Schenkeln ruhend hält, wie sie bis heute von den Urvölkern zum Jagen verwendet wird. Auch wenn die Bildthemen von Jonas Burgert nicht politisch erscheinen, bleibt doch das Ungleichgewicht zwischen moderner und archaischer Welt als Aussage offenkundig. In den Bildern schafft Burgert eine Anmutung einer Archaik, die auf ein prä-modernes Leben hinweist. Burgert entschlüsselt die Mythen unsere Urgeschichte, die oft viel zu vorschnell vom modernen Lebensprinzip als primitiv entkräftet wird, aber sich kulturenübergreifend übersetzen lassen und die Basis unsere aller Identität spiegelt. Damit setzt Burgert auf eine Bildsprache, die nicht auf Klassifizierungen von Lebensräumen und Beziehungen setzt, sondern wieder einen Ausgleich schafft, an dem es unsere modernen Lebenswelt derzeit mangelt: ein Gleichgewicht zwischen den Kulturen zu leben.
Jonas Burgert hat in der internationalen Malerei Szene in den letzten drei Jahren viel Beachtung erfahren. Seine Arbeiten sind in wichtigen Sammlungen vertreten, wie der Hamburger Kunsthalle, der Sammlung Falckenberg (Hamburg), der Sammlung Olbricht (Essen), der Sammlung Plum (Aachen), der Sammlung Sander (Berlin), der Saatchi Collection (London) und der Logan Collection (Vail/ US).
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