Ausstellung
In ihrer ersten großen Einzelausstellung in Österreich bespielt die dänische Künstlerin Kirstine Roepstorff (*1972 in Virum, lebt in Berlin) gleich zwei Institutionen mit einer Serie speziell dafür entwickelter Arbeiten: die Galerie im Taxispalais, Innsbruck und die Stadtgalerie Schwaz.Kirstine Roepstorff zählt zu einer jungen Generation von KünstlerInnen, die auf neue Weise mit der Technik der Collage arbeiten. Mit diesem Medium hat sie eine außergewöhnliche Bildsprache entwickelt, die sie in raumgreifende Installationen, Objekte und Skulpturen überführt, um kulturelle Kontexte zu untersuchen und neue Erzählungen entstehen zu lassen. Zugleich glamourös und verspielt aber dennoch mit politischem Anspruch wird die Collage als Werkzeug eingesetzt um ein Reflektions- und Bezugssystem zu entwickeln. Denn die Technik ermöglicht, alles zu verknüpfen und selbst dem nicht Präsenten Raum zu geben, indem das Negativ, die Leerstelle des Ausgeschnittenen, immer auf das Abwesende verweist. Die von ihr benützten Materialien sind nicht besonders luxuriös, jedoch visuell, symbolisch und psychologisch aufgeladen: Filz, Leder, Stoff, Flitter, Glasschmuck und Papier. Die Motive entlehnt sie dem historischen wie zeitgenössischen Bildvokabular, Darstellungen aus Politik und Werbung ebenso wie bei Artefakten verschiedener Kulturen. Ihre Collagen sind als visuelle Essays lesbar, die „die primären Formen unserer Kultur und unseres kulturellen Erbes“ untersuchen, „wie sie sich in Energien, Materialien oder alltäglichen Gebrauchsgegenständen manifestieren“ (K. Roepstorff). Mit einer poetischen, postfeministischen Ästhetik und einer ornamentalen Erzählform packt sie brisante Themen an, die um Fragen wie Identitätskonstruktionen, gesellschaftliche Problemzonen, kulturelle Differenzen und deren Wahrnehmung kreisen.Für die Doppelausstellung Illuminating Shadows in der Galerie im Taxispalais und in der Stadtgalerie Schwaz hat Kirstine Roepstorff das Thema des Schattens gewählt, das sie an den jeweiligen Orten mit anderen Schwerpunkten besetzt. Die Werke spielen mit den Begriffen von Schatten, Projektionen und verblassenden Erinnerungen. Schatten thematisiert das Absente, das abwesende Licht, das den Schatten erst entstehen lässt. Schatten transformieren dadurch die Realität in eine andere Dimension und verweisen auf neue Möglichkeitsformen und Erkenntnisse. In den Ausstellungen kommt das Moment des Schattens nicht nur in Form von tatsächlichen Schattenwürfen zum Tragen, sondern auch in metaphorischer Weise. Denn außereuropäische, kulturhistorische Objekte aus dem Haus der Völker in Schwaz, die wie Inseln den Werken der Künstlerin gegenüberstehen, verweisen auf die Kluft zwischen kulturellen Sichtweisen und provozieren die Frage nach dem Betrachterstandpunkt. Sie deuten zudem auf den Prozess des Sammelns hin, der immer auch die Frage von Aneignung und Systematisierung und damit koloniale und postkoloniale Machtstrukturen und Motive in sich vereint.
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