Ausstellung
Durch streng konzeptionelle Versuchsanordnungen erarbeitet Klaus Mosettig (*1975, lebt und arbeitet in Wien) immer wieder Fragestellungen, die direkt unser Denken über bildende Kunst betreffen.
Sein künstlerisches Vokabular beinhaltete bereits so ungewöhnliche Elemente wie gezüchtete Apfelbäume und eine Ameisenkolonie. Solche „natürlichen“ Sujets dienten ihm dazu, gesellschaftskritische und kunstimmanente Fragen zu diskutieren. In den letzten Jahren vollführt er diese Diskussionen vorwiegend im Medium der Zeichnung. Hier dienen ihm neben Kuhfladen und Nahaufnahmen der Mondoberfläche auch die berühmten Drippings von Jackson Pollock als Ausgangspunkt für eine längerfristige Auseinandersetzung. Klaus Mosettig überträgt beispielsweise Pollocks farbiges Ölbild „Untitled 1“ von 1950 (221 x 299.7 cm) im Maßstab 1:1 durch unendlich feine unterschiedliche Graphitschraffuren in das Medium der Bleistiftzeichnung. Dass für solch eine akribische Übersetzung gerade ein Hauptwerk des abstrakten Expressionismus gewählt wurde, also einer Kunstrichtung, die ihr spezielles Augenmerk auf Expression, Authentizität und ein „Sein-lassen“ der Farbe durch Spritzen und Tropfen auf die Leinwand legte, macht die Handlung umso paradoxer und sinniger zugleich. In dem Klaus Mosettig diese „lebendigen“ Zeichen eines schöpferischen Kunstgenius beamtenhaft in eine genaue Zeichnung überträgt, thematisiert er die Begehrlichkeiten, die gesellschaftlich gerne an bildende Kunst delegiert werden: wenn sonst schon nicht mehr, soll wenigstens hier noch unreglementierter Schaffensdrang und wildes Leben vorgeführt werden. Ging es in der Appropriationskunst der späten 1980er Jahre noch um den Bruch mit der bis in die Avantgarde nachwirkenden Forderung nach Innovation und Originalität, so beschäftigt sich Mosettig bei seinen zeichnerischen Appropriationen verstärkt mit der Dekonstruktion der Ideen vom „Natürlichen“ bzw. „Authentischen“.
Mosettigs Herangehensweise zeichnet sich geradezu durch einen analytisch gebremsten Einsatz der Mittel, Medien und Energien aus. In seinen Projektorenportraits, die wie „Pradolux.4“ nach dem Gerätenamen tituliert sind, zeichnet er die Staubspuren, die im Licht des leeren Diaprojektors auf der Linse sichtbar werden nach. Diese reduzierten „Staubbilder“ verzeichnen einerseits das ästhetisch technische Dispositiv, in dem sie entstehen und andererseits die Möglichkeit, Zeichnung als einen Kommentar zwischen unterschiedlichen Medien sowie zu grundsätzlichen kunstbegrifflichen Fragen einzusetzen.
Wir freuen uns, dass Klaus Mosettig für die Stadtgalerie Schwaz eine neue Arbeit entwickeln wird.
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