Ausstellung
Schwaz seine erste umfassende Einzelausstellung. In der Ausstellung wird anhand von Objekten und Video-Installationen eine Auswahl seiner zwischen 2002 bis 2005 entstandenen Interventionen im Außenraum präsentiert, die er in Städten wie Wien, San Sebastian, London, Paris, New York und Bratislava konzipierte. Seine Eingriffe in den Öffentlichen Raum sind ironische Zitate auf unseren Alltag und untersuchen die Funktionsmechanismen und Reglementierungen des öffentlichen Lebens. So stellte er z.B. eine zur Doppelliege ausklappbare Parkbank erstmals 2002 auf der Biennale in Turin aus oder montierte im letzten Jahr die Mistkübel der Praterstrasse in Wien auf eine Höhe von 3 Meter. Im Jahr 2004 folgte er der Einladung der Manifesta 5, der größten europäischen Biennale junger Kunst, im Stadtraum von San Sebastian eine Arbeit zu realisieren. Untertags veränderte er den Wasserdruck eines zentralen Stadtbrunnens und nachts programmierte er das Beleutungsintervall der über die Stadt ragenden Christus Statue neu. Im stündlichen Rhythmus schickte der Künstler per Lichtmorse Signal ein „Fürchtet Euch nicht!“. Für seine erste Einzelausstellung in New York 2005 überlistete er das Alkoholverbot im Außenraum, indem er Vogelhäuschen im Stadtraum verteilte, die hochprozentiges zur freien Entnahme beherbergten. Für sein Diplom 2005 an der Akademie der Bildenden Künste (Klasse Heimo Zobernig) in Wien, verlegte er 1,5 km Stromkabel zwischen seinem Bildhaueratelier und seiner nah gelegenen Wohnung am Wiener Praterstern, um den „Abnabelungsprozess“ von der Akademie mit der auf Video dokumentierten Demontage des selbst verlegten Kabels zu kommentieren. Er zog „sprichwörtlich“ den Stecker, um sich an neue Netzwerke wieder anzuschließen.
Leopold Kessler untersucht mit seinen Interventionen die Barrieren wie auch Regelmäßigkeiten im Öffentlichen Raum. Anhand von kleinen Eingriffen unterbricht und ergänzt er das Zirkulieren des alltäglichen Lebens und wird auf ironische Ausläufer ebenso aufmerksam, wie auch Urheber von diesen. Interessant ist an seinen Arbeiten, dass er „die Strukturen einer geordneten Infrastruktur (öffentliche Parkbänke, Uhren oder selbst den Strom der Akademie), dazu verwendet um unsere Vorstellungen von einem „gesicherten“ Selbst in einer kontrollierbaren Öffentlichkeit exemplarisch an der Nase herum führt. In seinen Arbeiten untersucht Leopold Kessler die Trennlinie zwischen Privatem und Öffentlichem in Bezug auf Raum und Besitz. Durch meist unbemerkten Übernahmen wie z.B. Einbauten von ferngesteuerten Schaltern in Straßenlampen, hinterfragt er gesetzliche Grenzen, die er als Einschränkungen unter dem Deckmantel zum Schutze des Bürgers versteht. Er repariert defekte öffentliche Einrichtungsgegenstände welche für ihn Symbole der Unfähigkeit des Staates sind, alles zu vollstrecken, was dieser verspricht oder androht. Kessler versucht bestehende Systeme spielerisch außer Kraft zu setzen oder er installiert in seinen Ausstellungen Systeme, an deren Regeln sich die Besucher halten oder sich widersetzen können.“ (Leopold Kessler zu seinen Arbeiten)
Text: Karin Pernegger
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