Ausstellung
Macht, die Leiden schafft
Univ.-Prof. Dr. Frank Höpfel - Vortrag: Juristische Probleme einer Ausstellung über Kunstkonflikte, 07.06. 1996
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Im Rahmen des Schwazer Silbersommers 1996, der unter dem Titel "Macht und Leidenschaft" stand, thematisierte die Galerie der Stadt Schwaz unter Abänderung des Titels in Macht, die Leiden schafft kultur- bzw. gesellschaftspolitische Fragen. Konkreter und aktueller Anlass zu dieser Ausstellung waren die Ereignisse rund um die Osttiroler Kulturinititative Villgrater Kulturwiese. Im April 1996 wurde das alte Bauernhaus, das von der Stiftung gekauft worden war und wo das Kulturgelände Villgraten sein Zentrum haben sollte, von unbekannten Tätern in Brand gesetzt.
Ausgehend von diesem brandaktuellen Zeichen, dass auch der Kunst anstatt mit Toleranz und Diskussion oft mit Aggression und Repression begegnet wird, begannen unter ziemlichem Zeitdruck die möglichst umfangreichen Recherchen zur Dokumentation von Skandalen, Zensur, verboten usw. in verschiedenen Kulturbereichen.
Die Fragestellungen lauteten folgendermaßen: Ist Aufregung, Provokation Bestandteil 'wirksamer Kunst'? Wie wird die Ablehnung argumentiert? Inwiefern ist Kunst der Austragungsort von Konflikten, deren Ursprung woanders, z.B. in der Politik, angesiedelt ist? Welche Konsequenzen ergeben sich für die Beteiligten?
Vorwürfe wie 'Herabsetzung religiöser Lehren', 'Gefährdung der Jugend', 'Ehrenbeleidigung' oder 'Pornographie' bildeten den Raster, an dem verschiedenste Fälle aneinander gereiht wurden.
Auf alten, von der Decke agbehängten Gummiförderbändern wurden die Fälle dokumentiert: Pressetexte, Dokumente in Kopie, Fotos, Briefe usw. zeichneten den Tathergang und die Konsequenzen nach. Bewusst wurde auf eine chronologische Darstellung verzichtet, um die impulsiven und teilweise unkontrollierten Reaktionen zu verdeutlichen.
Text: Andrea Hörl
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