Ausstellung
Was ist das eigentlich, was KünstlerInnen machen? Im Diskurs über die gesellschaftliche Rolle von Kunstproduktion stehen unterschiedliche Ansprüche im Raum. Es findet sich dabei immer noch das quasi „vormoderne“ Kunstverständnis, das an handwerklicher Virtuosität orientiert ist, ebenso wie die Idee, dass eine „natürliche“ Sehnsucht des Menschen darin bestünde, in den Künsten sein Verhältnis zum „Absoluten“ auszudrücken, aber auch die Erkenntnis, dass mit der Moderne nichts, was die Kunst betrifft, mehr selbstverständlich ist. Die Ausstellung zeigt Arbeiten von zeitgenössischen KünstlerInnen in bewusster Kombination mit ausgewählten historischen Werken, die sich alle reflexiv mit der Tätigkeit des Kunstmachens an sich beschäftigen.
Ein wichtiger historischer Bezugspunkt für die Ausstellung ist John Baldessaris Video I am making art von 1971, in dem der Künstler den titelgebenden Satz endlos wiederholt und dazu seltsame rhythmische Gesten mit seinen Armen ausführt.
Die Ausstellung verweist einerseits auf eine Geschichte der Kunstreflexion, andererseits auf spezifische Handlungsformen, die mit diesem Tun verknüpft sind, und nicht zuletzt auf eine Arbeit am Kunstbegriff selbst. Der Amerikanische Philosoph Arthur C. Danto hat hierzu den Begriff der „aboutness“ eingeführt. Laut Danto haben Kunstwerke Inhalte erster und zweiter Ordnung, weil ihre Struktur die der Metapher ist. Das heißt, Kunstwerke handeln nicht nur von etwas, sondern immer auch darüber, wie sie über dieses Etwas handeln.
Besonders mit Beginn der Moderne und der damit verbundenen selbstkritischen Prüfung der konstitutiven Faktoren der bildenden Kunst wurden die Verfahren, Bedingungen und Prozesse ihres Entstehens zu einem durchgängigen Thema der bildenden Kunst. Allerdings wurden seit den 1960er Jahren die Konventionen und Ideale der spezifisch modernistischen selbstreflexiven Ansätze, die auf Reinheit, Medienbezug, Innovation und Fortschritt setzten, auf vielfältige Weise auch wieder in Frage gestellt. Heute ist die Bedeutung dieses reflexiven „Imperativs“ nicht mehr zu hintergehen. Der deutsche Kunsthistoriker Stefan Germer formulierte es fast apodiktisch: „Nicht aus der Neuheit, sondern allein aus dem Durchdenken der Geschichte, der Möglichkeiten und Bedingungen kann künstlerisches Schaffen heute gerechtfertigt werden.“ (Germeriana, 1999)
Das Untersuchen und Mitreflektieren der eigenen Geschichte, Bedingungen, Normen, Funktionen und Institutionen ist ein wichtiger Bestandteil der künstlerischen Arbeitsweise geworden und kann auch in einem größeren Zusammenhang mit der allgemeinen Entwicklung zur Wissens- und Informationsgesellschaft betrachtet werden.
making and art thematisiert wieweit diese Selbstüberprüfungstendenzen im Kunstsystem, die mit einem auf Selbstoptimierung und Verbesserung ausgerichteten Gesamtsystem zusammenhängen, mittlerweile zu anderen Vorgehensweisen geführt haben. Denn angesichts der engagierten Überprüfungen durch Kontext- und Institutionskritische Praktiken in den 1960er und 1990er Jahren erscheinen die Erzeugung von „Nebenprodukten“ und Verweigerung heute geradezu wie Strategien, die es KünstlerInnen ermöglichen, ihre Rolle in diesem Zusammenhang anders zu definieren.
Beiträge von: Anna Artaker, Julien Bismuth, Christoph Bruckner, Gelatin, Manfred Grübl, Julia Haller, Judith Hopf, Martin Kippenberger, Michael Krebber, Katrin Mayer, Christoph Meier, Oswald Oberhuber, Josephine Pryde, R.E.P.-Kollektiv, Klaus Scherübel, Kathrin Sonntag, Misha Stroj;
Eine Gruppenausstellung kuratiert von Cosima Rainer mit Anna Artaker und Christoph Meier
Kooperation mit den Klangspuren Schwaz
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