Ausstellung
In der Ausstellung von Max Brand in Schwaz gibt es tatsächlich einen kleinen Hund, den er in die rechte obere Ecke eines Bildes gemalt hat. Der Ausstellungstitel „Die Abenteuer des Hündchen Bleibsoklein“ lässt sich dennoch nicht direkt auf seine neuen Arbeiten beziehen. Er ist vielmehr eine sprachliche Äußerung, ein im Kontext der Kunst ungewöhnlicher Klang, der sich zu den über Brands Leinwänden driftenden Gestalten gesellt. Der Titel, also die Benennung der Figur, hat immerhin zur Folge, dass der Hund erhalten geblieben ist, statt umgehend wieder übermalt zu werden, um Platz für neue Konstellationen zu schaffen. Die Zeile scheint nicht notwendig vom Künstler selbst formuliert, sondern in einem anderen Zusammenhang, z. B. dem der Kinderbuchillustration aufgelesen. Damit hat sie etwas mit den Figuren, Tieren, Pflanzen und Spielzeugen, den Flecken und Kritzeln, die die Bilder gleichzeitig bevölkern, gemeinsam. Auch sie könnten von jemand anderem gemalt bzw. gezeichnet worden sein, vielleicht auf Schulbänke oder Höhlenwände, und der Künstler verarbeitet nur die Überreste anonymer Produktionen.
Obwohl seine Bilder einen hohen Wiedererkennungswert haben, geht es weniger um die individuelle Handschrift oder um die Kontrolle derselben. Vielmehr überlässt sich Max Brand dem Fluss der Bildzeichen, die er nicht hierarchisch strukturiert. Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass sein Arbeitsprozess ungesteuert verläuft. Es sind bewusste Entscheidungen in Bezug auf Komposition, Farbe und Linienführung zugunsten bestimmter Formen, die auf der Oberfläche dieser Art Ursuppe malerischer Artikulation stehen bleiben dürfen und die Dynamik des Bildes antreiben oder beruhigen. Manche Figuren können ohne einander nicht sein, andere sind so luftig umschrieben, dass sie von den Welten, die sich in ihren Binnenformen tummeln, scheinbar unberührt bleiben. Einige schauen die Betrachter*innen direkt an und verweisen sie in dem Moment der Begegnung wieder auf ihre Position außerhalb des Bildraums.
Übergänge von Bild zum realen Raum spielen in vielen von Brands Präsentationen, in denen sich die Malerei über den Bildrand auf Böden und Wänden ausdehnt, eine Rolle. In Schwaz übernimmt die Performance größtenteils den expansiven Part. „Light Therapy“ von Michele di Menna mit Max Brand und den Lonely Boys (Daphne Ahlers und Rosa Rendl) findet zur Eröffnung im Hauptraum der Galerie statt, während sich Brands Bilder im Flur, Foyer und Büro verteilen. Michele di Menna ist in Schwaz keine Unbekannte. 2017 hat sie in der Galerie für „In the Land of Skeletons“ performative Handlung und Ausstellung zusammengeführt.
Text: Anette Freudenberger
Fotos © Verena Nagl
Anhören