Ausstellung
Beschäftigt man sich mit den künstlerischen Arbeiten Michael Hakimis, so stößt man zunächst auf das Problem, dass es nicht ganz einfach ist, sich für einen der Gattungsbegriffe Skulptur oder Malerei zu entscheiden. Handelt es sich bei einer mit Farbe überzogenen Wand, bei Frottagen und Collagen, bei Holzlatten und Paneelen um Bilder, um Flächen oder um räumliche Situationen?
Ernst Mach spricht in seiner Schrift „Die „Analyse der Empfindungen“ mit dem Untertitel „Und das Verhältnis vom Physischen zum Psychischen“ die erstmals 1886 erschienen ist, von der Raumempfindung, der Gesichtsempfindung und der Farbempfindung, die „wohl voneinander unterschieden, wenn auch nicht isoliert voneinander dargestellt werden können.“ Mach begreift die Empfindungen als Elemente. Er behandelt die geometrischen, physiologischen, intellektuellen und sinnlichen Operationen, die notwendig sind um etwas so komplexes wie eine Empfindung auszulösen. Michael Hakimis Bildobjekte scheinen Elemente einer Analyse der Empfindungen zu sein. Schnitte und Ausschnitte, Risse, Faltungen, Vergrößerungen und Verkleinerungen sind die Mittel, mit denen der Künstler arbeitet.
Für die stadtgalerie schwaz entwickelt Michael Hakimi eine Reihe neuer Arbeiten. Eine Wandtapete zeigt die starke Vergrößerung einer kreisrunden, zerbrochenen Form. Es ist die Abbildung einer Tablette, die durch ihre serielle Anordnung die Fläche rhythmisiert.
Fingerkuppen, die mit sanftem Druck das Glas des Scanners berühren beschreiben die taktilen Qualitäten die offene und geschlossene Oberflächen haben können, und eine auf dem Boden liegende Rolle lässt durch ihre Öffnungen an eine Flöte denken, deren Klang ebenfalls durch das Öffnen und Schließen moduliert werden kann.
Raumlineale, Bildrollen, Standbilder und Formreste bilden das Vokabular für eine Textierung des (Ausstellungs)raumes, deren Grammatik neue (Bild)räume erschließt.
Narration und Abstraktion, Eindeutigkeit und Ambivalenz sind gegenläufige Strategien mit denen Michael Hakimi das Potential der Medien freilegt und zugleich aktiviert. Scannen und Kopieren dienen ihm dabei als Techniken den Widerstreit von Wiederholung und Verfremdung, von Schematisierung und individuellem Ausdruck sichtbar zu machen.
„Ohne Zusammenwirken der sinnlichen Anschauung und des Verstandes ist eine wissenschaftliche Geometrie nicht denkbar“. Ernst Mach paraphrasierend könnte man sagen, „Ohne Zusammenwirken von sinnlicher Erfahrung und Abstraktion ist ein ästhetisches Empfinden nicht denkbar.
Text: Cosima Rainer
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