Ausstellung
Special Guests: Marie Angeletti, Nicola Brunnhuber, Lucie Stahl, FASTWÜRMS, Tiziana La Melia, Beatrice Marchi, Marlie Mul, Julian Hou, Stephan Dillemuth und Q*innenØruppe
Michele Di Mennas (*1980) künstlerische Arbeitsweise entwickelte sich im Umfeld der kanadischen Clubkultur und Alternativszene, in der sie Anfang der 2000er Jahre als DJ auftrat. In unterschiedlichen Gruppenzusammenhängen entwickelte sie performative Interventionen mit Kostüm- und Tanzelementen, die sie in Nachtclubs und auf Festivals praktizierte.
Bis heute vermeidet Di Menna klassische Bühnensituationen und interagiert stattdessen lieber in unmittelbarer Zuschauernähe sowie an vorgefundenen ungewöhnlichen Orten wie beispielsweise in einer Grotte oder in einem Boot.
Mit einfachen gestalterischen Elementen entwickelt sie eigenwillige atmosphärische Settings, in denen sie oft mit Künstlerkollegen performt, die an einem ähnlich transitorischen Werkbegriff orientiert sind. Michele Di Mennas Ausstellungen nehmen ihre endgültige Form erst duch die für sie konzipierten Performances an. Die einzelnen Werke werden dabei sowohl zu Requisiten als auch Akteure einer Handlung. Mit ihnen wird während der Performance interagiert, in der Ausstellung verbleibt am Ende eine Konstellation. In ihrer prozesshaften Arbeitsweise verknüpft sie Materialien, Sounds und Fundstücke zu komplexen Raum-Colllagen.
Seit einiger Zeit beschäftigt sich Michele Di Menna mit dem Verdrängten als Aspekt von Geistern und den Projektionen, die bis heute mit ihnen verbunden sind.
Das Geister und Dämonen Markenzeichen unseres Jahrhunderts sind, hat auch den Philosoph Jacques Derrida beschäftigt, als er in den 1990erJahren den Begriff der „Hauntologie“ (Lehre vom Verhexten) prägte. Derrida verknüpfte das Motiv des Gespensts mit dem verdrängten Kommunismus, der als emanzipatorischer Gegenentwurf in der globalisierten und digitalen Welt jenseits der kapitalistischen Verwertungslogik weiterhaust.
In Schwaz lässt Michele Di Menna die nüchternen Räume der Galerie durch den Einsatz von langen, dunkelroten Vorhängen warm und haptisch leuchten. Zudem zeigt sie eine Serie von Radierungen, deren Ausgangspunkt gefundene Illustrationen von Tageshoroskopen sind. Diese Illustrationen verschränken diverse Bildquellen zu deutungsoffenen Rätselbildern und fungieren quasi wie „Dienstleistungsbilder“, die für alle Projektionen offen sind.
Als „special guests“ ihrer Austellung hat sich Di Menna von internationalen Künsterkollegen (Marie Angeletti, Nicola Brunnhuber, Stephan Dillemuth, FASTWÜRMS, Tiziana La Melia, Beatrice Marchi, Marlie Mul, Lucie Stahl) Werke ausgeliehen. Ihre Beiträge formen für die Künstlerin eine Art kuratierte Sub-Ausstellung, die mit ihrer eigenen künstlerischen Arbeitsweise korrespondiert.
Michele Di Menna
geb. 1980 in Vancouver (CA), lebt und arbeitet in Berlin. Zahlreiche Ausstellungen und Performances u.a. bei Galerie Kamm, Berlin; Johan Berggren Gallery, Malmö; Museo Apparente, Neapel; Cattedrale Institutio Svizzero, Rome; Marres Centre for Contemporary Culture, Maastricht; Pro Choice, Wien; Badischer Kunstverein, Karlsruhe; Andrea Rosen Gallery, New York; Museum Abteiberg, Mönchengladbach; Kunsthalle Wien; etc.
Text: Cosima Rainer
Fotos: Verena Nagl
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