Artist Talk
Die felsigen Berge, die der Stadt Schwaz und ihren Bewohner*innen mit ihren Silbervorkommen Reichtum brachten und von ihnen ausgebeutet wurden, so dass nur das Gespenst der Silberminen übrig blieb. Die ukrainischen Steppen, die in ihren Tiefen Kohlevorkommen verbergen, und den Donbas zu einer der profitabelsten Regionen Osteuropas machte, die bis heute von den kolonialistischen Bestrebungen eines Nachbarlandes ausgebeutet wird und dabei ebenso viele Menschenleben fordert wie die unerträglichen Arbeitsbedingungen der sowjetischen Bergleute. Der Mythos des Donbas, das Gespenst der stachanowistischen Bergarbeiter*innenbewegung, prägt noch immer das Bild der Region.
Was haben diese beiden Gespenster gemeinsam? Wie wirken sich die unaufgearbeiteten Überbleibsel der Vergangenheit – gleichsam sichtbar wie sich auftürmende Schlackeberge und unsichtbar wie stillgelegte Stollen – auf die jeweiligen Gesellschaften aus?
Alina Panasenko, eine Künstlerin aus der Ostukraine und derzeit Schwazer Stadtkünstlerin, stellt diese Fragen in den Mittelpunkt ihrer kunstbasierten Recherche, die sie während ihres einmonatigen Aufenthalts in Schwaz durchführt. Die Geschichte des Bergbaus hat für die in der Industrielandschaft des Donbas aufgewachsene Künstlerin eine sehr persönliche Dimension. Im Rahmen der Veranstaltung am 27. April wird ihr Film Teatralna Station (2022) gezeigt. Beim anschließenden Künstleringespräch, moderiert von Iryna Kurhanska (Office Ukraine Innsbruck), wird Alina Panasenko über ihre Recherchen in der Silberstadt und das daraus resultierende künstlerische Projekt sowie über die Grenzen und Möglichkeiten des Blicks von außen berichten.
Die Veranstaltung ist der Abschluss des Artist in Residence Programms der Stadtgemeinde Schwaz und wird in Kooperation mit Office Ukraine (Innsbruck) durchgeführt. Die Veranstaltung wird in englischer Sprache stattfinden.
Alina PANASENKO (geb. 2000) ist eine ukrainische Künstlerin, Regisseurin und Fotografin aus Severodonetsk (Region Luhansk). Die derzeit in Kyiv lebende Künstlerin, die auch mit anderen Medien experimentiert, ist Regisseurin und Drehbuchautorin der Kurzfilme Teatralna Station (2022) und 20-11-7.mp4 (2021). Letzterer gewann beim Molodist KIFF in der Kategorie bester nationaler Kurzfilm. Alinas Fotoarbeiten wurden bereits in zehn Gruppenausstellungen in der Ukraine, Österreich, Deutschland und Georgien gezeigt. Sie nahm an der Nürnberg Residency für Fotograf*innen (Deutschland) und der Zachęta-Kunstresidenz (Polen) teil. Im Frühjahr 2023 wurde sie als Schwazer Stadtkünstlerin (Österreich) ausgewählt.
Iryna KURHANSKA wurde 1995 in Kyiv geboren. Sie studierte Literatur- und Kulturwissenschaften an der Kyiv-Mohyla-Akademie. Sie arbeitete als kuratorische Assistenz für das YaGallery Art Center (Kyiv, Ukraine), das sich auf zeitgenössische ukrainische Kunst konzentriert. Als Wissenschaftlerin und Kuratorin war sie am Aufbau einer Dauerausstellung des staatlichen Museums zur sowjetischen Besatzung der Ukraine (Nationalmuseum des Holodomor-Genozids) beteiligt. Seit April 2022 ist Iryna für Office Ukraine Innsbruck tätig.
Foto © Alina Panasenko
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