Ausstellung
Die 1975 in Los Angeles geborene und in Berlin lebende Künstlerin bemalt nicht, sie bearbeitet ihre Bilder. Mit dem Cutter ritzt und kratzt sie in das Holz, schält und verletzt den Untergrund, färbt die Verletzungen wieder ein, als würde sie die Narben heilen. Bianchet dazu: „Ich versuche dabei so kontrolliert wie möglich und so chaotisch wie nötig vorzugehen.“ Komposition und Akzente etwa sind genau kalkuliert, gleichzeitig überlässt Nicole Bianchet die Spuren im gekräuselten Karton der Arbeiten auf Papier sich selbst. Diese kleinen Zeichnungen „versiegelt“ sie nach Außen: die letzte der vielen übereinandergelegten Schichten ist harter Schellack. Ähnlich einem Gemälde von Caspar David Friedrich oder einem Gedicht von Joseph von Eichendorff bilden Bianchets Landschaften nicht die Realität ab. Bianchets Werke sind innere Bilder. Viele betitelt sie wie Gedichtverse, manchmal zeigen die Bilder Phrasen aus ihren eigenen Songs. Auch die Übermalungen kunsthistorischer Vorlagen, die Zitate aus Filmen, die Wortspiele im Titel und letztlich sogar die Unterlagen, auf denen die Künstlerin malt, führen aus dem im Bild Dargestellten heraus und schaffen eine Vielzahl neuer Assoziationen und Blickpunkte. Im Zusammenspiel entsteht ein Kosmos seelischer Befindlichkeiten, in dem Sehnsucht und Abgrund, Lieblichkeit und Zerstörung, Sentimentalität, Aggression und Zerrissenheit gefährlich nah beieinander existieren.
Während ihrer Ausbildung (1995-2002) in Bildender Kunst an der renommierten Karlsruher Kunstakademie (Meisterschülerin bei Gustav Kluge) studierte Bianchet parallel Gesang. Viele ihrer Arbeiten beziehen neben Malerei und Zeichnung auch Fotografie, Skulptur, Installation und vor allem Musik ein. 2004 erhielt sie den Debütantenpreis der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Bianchet nimmt kontinuierlich an Einzel- und Gruppenausstellungen in nicht kommerziellen Institutionen in Deutschland (u.a. Palais für aktuelle Kunst in Glückstadt), Europa (u.a. Crac Alsace, Altkrich-F), USA (u.a. Black Dragon Society, Los Angeles) und Japan teil.
(Auszug aus Pressetext Galerie Michael Haas, Berlin vom 12.3. bis 9.4.2010)
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