in Schwaz
Sammlungsaufruf für Bild- und Briefmaterial von 1944 bis 1990
Ein Ort. Viele Namen. Eine Leerstelle.
NS-Zwangsarbeiterlager. Oradour. Märzensiedlung.
Gibt es in ihrer Familie noch Bild-, Brief- oder anderes Textmaterial (Dokumente etc.) von und über das nationalsozialistische Zwangsarbeiterlager, Entnazifizierungslager Oradour oder über die Märzensiedlung in Schwaz/Buch?
Möchten Sie diese weitergeben?
Spazieren wir heute an der alten Landstraße zwischen Schwaz und Buch entlang, eröffnet sich uns je nach Saison ein gelbes Blumenmeer mit einem Stück Wald, grasenden Rindern und einer traumhaften Bergkulisse im Hintergrund.
2015 wurde von der Stadtgemeinde Schwaz ein Denkmal in Form einer Stele in Auftrag gegeben und vom Schwazer Künstler Martin Schwarz-Lahnbach umgesetzt. Die rostbraune Stele mit den ausgeschnittenen Namen ‚Oradour‘ erinnert am Rande der alten Landstraße an das einstige NS-Zwangsarbeiterlager und spätere Entnazifizierungslager Oradour. Ab 1946 wurden die Baracken bis in die 1980er als Notwohnunterkünfte genützt. Über die ‚Märzensiedlung’ wie sie später genannt wurde und deren Bewohner:innen lassen sich heute kaum mehr Informationen finden.
VIELE FRAGEN. WENIG ANTWORTEN.
Ein Ort mit vielen Namen und kaum Erinnerungen.
Wer kann diese Geschichten noch erzählen?
Der Kunstraum Schwaz startet ab Samstag 07.10.2023 einen Sammlungsaufruf für Bild-und Brief- bzw. Textmaterial über das ehemalige NS-Zwangsarbeiterlager, Entnazifizierungslager Oradour und die Märzensiedlung. Wir wollen gemeinsam ein Stück Leerstelle unserer Geschichte aufarbeiten. Dabei geht es in erster Linie um ein Sammeln und Bewahren, um ein Spuren suchen und um einen kollektiven Austausch über diese Erinnerungen. Zu diesem Zweck möchten wir einladen, an einem gemeinsamen Erinnerungsalbum zu arbeiten, welches nach Fertigstellung als Schenkung an das Stadtarchiv Schwaz übergeben wird.
HINTERGRÜNDE. WARUM BEWAHREN?
Ein Archiv ist immer eine Form von Speicher, eine Form von Bewahrung, eine Form von Ordnung und Strukturierung, eine Form von Erinnern.
Doch was passiert, wenn es keine Erinnerung mehr gibt, keine Erzählung, kein Archiv? Woran möchten wir uns erinnern und wie geben wir diese Erinnerung weiter? Was bleibt bestehen und wofür übernehmen wir Verantwortung?
Verschwinden diese Erinnerungen, verlieren wir auch einen Teil unserer Geschichte, haben keine Gelegenheit mehr gemeinsam darüber zu sprechen, verpassen die Möglichkeit, diese aufzuarbeiten und von ihr zu lernen.
Iryna Kurhanska, Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, kuratiert gemeinsam mit Nadja Ayoub, Leiterin des Kunstraum Schwaz, die Ausstellung „gestures of archiving“ (dt.: „Gestiken des Archivierens“), welche ab 07.10.2023 im Kunstraum Schwaz zu sehen sein wird.
Die Ausstellung ist Teil des Kooperationsprojektes „Memories of Memories“ des Ferdinandeums mit dem Rabalderhaus, dem Museum der Völker, den Klangspuren Schwaz, dem Kunstraum Schwaz, sowie in Innsbruck mit dem Institut für Gestaltung der Fakultät für Architektur und dem Tiroler Landestheater.
In diesem Kontext beschäftigt sich der Kunstraum Schwaz ab Oktober mit Formen von Erinnerungskultur, Gesellschaft, Geschichte und Politik.
Ein besonderes Augenmerk legen die beiden Kuratorinnen auch auf die regionale Erinnerungs- und Archivkultur in Schwaz.
SIE WOLLEN MITMACHEN? VIELEN DANK!
Machen wir Geschichte durch unsere Erinnerung sichtbar.
HIER ERFAHREN SIE WIE ES FUNKTIONIERT:
WAS WIRD GESAMMELT?
Wir nehmen Bildmaterial, Fotos, Briefe, Zeitungsartikel oder sonstige Dokumente in Papierform entgegen, deren Kontext sich auf das ehemalige NS-Zwangsarbeiterlager, Entnazifiezierungslager Oradour, die Messerschmitthalle in Schwaz oder die Märzensiedlung bezieht.
SAMMELSTELLE IM KUNSTRAUM SCHWAZ
Die Ausstellung „gestures of archiving“ ist von 07.10.2023 bis 27.01.2024 im Kunstraum Schwaz zu sehen. In dieser Zeit wird ein Schreibtisch mit einem leeren Buch darauf im Kunstraum Schwaz stehen. Sie sind herzlich eingeladen Ihre Bilder oder Briefe in dieses Buch/Erinnerungsalbum zu legen.
SIE HABEN ERINNERUNGEN, ABER KEIN BILD- ODER BRIEFMATERIAL
Dieses Album ist eine Einladung an alle ihre Erinnerungen zu sammeln und zu teilen. Gerne können Sie auch eine Erinnerung in das Album schreiben, ohne ein Bild oder ähnliches hinzuzufügen. Diese kann ein Ereignis beinhalten, ein Gefühl an diesen Ort, eine Geschichte, eine Frage, ein Wort. Auch das kann anonym gemacht werden.
WIE FINDEN SIE UNS
Der Kunstraum Schwaz befindet sich im 1. Stock des Palais Enzenberg in der Franz-Josef-Straße 27 in Schwaz.
FOLGENDE MÖGLICHKEITEN STEHEN IHNEN FÜR DIE ABGABE ZUR VERFÜGUNG:
Während den Öffnungszeiten (Mi-Fr 13:00-18:00 und Samstag 10:00-15:00 Uhr) sind Sie herzlich eingeladen Fotos, Briefe, Zeitungsausschnitte etc. in das Album zu geben. Freuen würden wir uns außerdem über Informationen zu den jeweiligen Bildern, Briefen, Dokumenten und nehmen uns dafür auch gerne länger Zeit für Sie.
Wenn Sie lieber anonym bleiben möchten, können Sie gerne Ihre Schenkung im Eingangsbereich des Palais Enzenberg in unser Postfach lautend auf Kunstraum Schwaz einwerfen.
Auch ein Postversand Ihrer Schenkung (Fotos, Dokumente, etc.) bzw. schriftlichen Erinnerung ist möglich:
Kunstraum Schwaz
Franz Josef Str. 27
6130 Schwaz
Wir werden sie dann in das Album einordnen.
WAS PASSIERT MIT MEINER SCHENKUNG
Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur kollektiven Erinnerung an diesen Ort. Während der Ausstellungsdauer (07.10.2023 – 27.01.2024) bleiben die mitgebrachten Bilder, Dokumente etc. im Kunstraum Schwaz und können dort im Album von allen Besuchern:innen angesehen werden. Nach Ausstellungsende geht das gesamte Album mit allen Beiträgen als Schenkung an das Stadtarchiv Schwaz und steht dort für kritische wissenschaftliche und künstlerische Forschung zur Verfügung.
Für die Übergabe gelten folgende Schenkungsbedingungen: Die/Der Schenkungsgeber/in übergibt die Schenkungsgegenstände mit allen Rechten, die ihr/ihm selbst an den Schenkungsgegenständen zugestanden sind. Der/Die Eigentümer/in überlässt dem Stadtarchiv Schwaz die Gegenstände unentgeltlich. Auf namentliche Nennung und Ausstellung besteht kein Anspruch.
Wir bedanken uns schon jetzt für Ihre Mithilfe und Ihren Beitrag!
FRAGEN ZUM PROJEKT?
Wenn Sie Fragen haben oder gerne mit uns ins Gespräch kommen möchten, freuen wir uns über eine Anfrage per Mail (office@kunstraum-schwaz.at) mit ihrem Namen und ihrer Telefonnummer. Betreff: Gemeinsam erinnern.
Von Mittwoch bis Freitag, 13:00-18:00 Uhr sind wir auch gerne telefonisch erreichbar.
Telefonnummer: 05242/73983
Ansprechperson: Nadja Ayoub
Fotos © Stadtarchiv Schwaz
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