Ausstellung
Science Fiction - Social Fiction
Niels Bonde, Erik Hobijn, Markus Käch, Patricia Piccinini, Pictorial Heroes
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Science Fiction verwendet Gegebenheiten der Gegenwart und Vergangenheit als Ausgangsbasis, um in Form zukünftiger Realitätsszenarien Problemfelder der Jetzt-Zeit zu thematisieren und zu reflektieren. Auf ähnliche Weise und nicht vergleichbarer Intention setzt Social Fiction Utopisches ein.
Andrei Siclodi, damaliger Mitarbeiter der Galerie der Stadt Schwaz und jetziger Leiter des Künstlerhauses Büchsenhausen in Innsbruck, zeichnete sich für das Kuratorium verantwortlich. Die Ausstellung Science Fiction - Social Fiction präsentierte, ausgehend von diesen Überlegungen, unterschiedliche künstlerische Positionen, die diese Grundstimmung in ihren Arbeiten reflektierten. Multimediale, interaktive Installationen, internetbasierte Computerarbeiten, Foto-Prints und ein Video waren zu sehen.
Niels Bonde (Dänemark)
Plüschtiere, Turnschuhe, Kuchen mit Antennen und eingebauten Radiosendern, ein Kaktus mit Videokamera etc. in einem nachgebauten Wohnzimmer entwarfen einen der Künstler und die BesucherInnen überwachenden Raum. Dazu stellte der Künstler fest: "Die meisten von uns verbindet eine unbestimmte Furcht vor neuen Technologien weil wir sie nicht lesen können. Wir wissen nicht wirklich, was passiert, wenn die Kreditkarte im Automat verschwindet und wenn man ein wenig unsicher ist, hat man bald das Gefühl, dass die Dinge gegen dich sind. Ich versuche eine vertauschte Version dieses Unbehagens zu zeigen, ein paranoides Gefühl, dass die Dinge, der Tisch, der Mülleimer, die Schuhe uns zusehen und zuhören."
Erik Hobijn (Niederlande)
Parasiten leben und ernähren sich auf Kosten anderer Lebewesen. Techno-Parasiten benützen gleichfalls jegliches technische System, dessen Energievorräte und Kreisläufe, um sich fortzupflanzen und zu wachsen. Erik Hobijn beschäftigt sich mit der Entwicklung von Prototypen solcher Systeme in der Annahme, dass eine auf Grundlage der Technik strukturierte Welt, genauso wie die Natur, nur dann ökologisch funktionieren kann, wenn sie von Parasiten bevölkert wird. In der Ausstellung war ein Internet-Terminal installiert, auf dem sich BesucherInnen über Morphologie und Lebensweise von Techno-Parasiten informieren konnten.
Markus Käch (Schweiz)
Käch ist Gründer und Leiter des Instituts für mediale Krankheiten, dessen Aufgabengebiete die 'Erkennung, Behandlung und Rehabilitation von softwaregeschädigten Körperpartien und Hautoberflächen' umfasst. Das Untersuchungsobjekt des fingierten Instituts war nicht der reale, sondern der telematische, in Computer und Netzwerk existierende Körper. Nach dem Modell der Pathologie entstand durch die Arbeit des Instituts ein Archiv der Erscheinungsformen und Symptome medialer Krankeiten. In der Ausstellung wurde ein medizinisches Display mit Bildern medialer Krankheiten installiert.
Patricia Piccinini (Australien)
Seit 1994 bietet Piccininis Firma TMGP (The Mutant Genome Project) genetisch manipulierte Kinder (LUMP - Life with Uninvolved Mutant Properties), die nach Vorgabe der (kauffreudigen) Eltern gebildet werden können: mit zwei oder mehreren Augen, mit oder ohne Arme, Ohren und Hände, männlich, weiblich oder asexuell etx. Die biologischen Qualitäten dieser Kinder - allgemein widerstandsfähig gegen Krankheiten, Vorerziehung im fötalen Entwicklungsstadium - ermöglichen ein Maximum an effizienter Leistung. Die Galerie präsentierte zum ersten Mal in Europa Produkte der TMGP.
Pictorial Heroes (England)
Doug Aubrey und Alan Robertson zeigten den Film Work, Rest & Pay, ein virtuelles Road Movie. Der Protagonist Frank wird während des Computerspielens in eine Landschaft überführt, die er mit einem Auto bereist und die Anlass zu Refexionen über die eigene Existenz gibt. Soziales Elend und hochtechnisierte Systeme verflechten sich zu einem Realitätsbild gegenwärtigen Lebens.
Text: Andrea Hörl
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