Ausstellung
In a field
I am the absence
of field.
This is
always the case.
Wherever I am
I am what is missing.
When I walk
I part the air
and always
the air moves in
to fill the spaces
where my body’s been.
We all have reasons
for moving.
I move
to keep things whole.(1)
Was mich an diesem Gedicht fasziniert, ist die Symbiose zwischen den Konzepten von Abwesenheit und Ganzheit - es erinnert daran, dass die Abwesenheit eines physischen Körpers eine Ganzheit in einem System schaffen kann. Sophia Mairer beginnt ihre Erzählung auch damit, das Aussehen von Abwesenheit vorzustellen – diggin‘. Wenn wir in der Erde graben, ist das Loch, das sich vor unseren Augen auftut, die Verkörperung der Abwesenheit. Was wir sehen, ist das, was fehlt. In der Erde bin ich die Abwesenheit von Erde. Und was wäre, wenn wir uns entschließen würden, direkt in eben dieses Loch zu springen, das wir gerade gegraben haben? Würden wir anfangen, über das hinaus zu sehen, was fehlt? Vielleicht würden wir sogar Dinge sehen, die wir lieber nicht gesehen hätten. Auflösung und Dekomposition sind Begriffe, die viele von uns lieber im Garten begraben würden.
Was man empfindet, wenn man vor Sophias Gemälden steht, ist alles andere als Abwesenheit, ganz im Gegenteil. Was wir fühlen, ist Fülle, Überfluss im reichsten, erdigsten Sinne des Wortes. Indem sie ihre Malereien vor uns hängt, lädt uns Sophia Mairer ein, einen anderen Blick im Inneren der Erde zu erleben. Einem Ort, an dem wir uns nicht unbedingt wiederfinden wollen - zumindest nicht absichtlich. Wir schauen uns um und finden uns unterhalb des Horizonts wieder. Wir sind uns dessen sicher, weil wir den blauen Himmel durch den Bauchnabel des Gemäldes sehen können, wie es die Künstlerin nennt. Einmal tief in Sophias Gemälde eingetaucht, stellen wir uns auf ein neues, langsameres Tempo ein. Unsere Augen beginnen, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, erkennen Licht- und Farbimpulse. Unsere Gliedmaßen wachsen in die Länge und wir fangen langsam an, Wurzeln zu schlagen. Unsere Haare sprießen wie Myzelien und wir werden Teil eines größeren Netzwerks fürsorglicher Art. Eines, das wir noch nicht ganz verstehen.
In eine von Sophias Welten einzutauchen ist seltsam befriedigend, wie das Gefühl, das man beim Achterbahnfahren im Bauch verspürt. Ja, wir mögen kopfüber sein, wir können unsere Zehenspitzen sehen, wenn wir nach oben schauen. Um uns herum leuchten fallende Steine und Waldhexen tragen laufende Bäume in ihrer Umarmung. Glühwürmchen leuchten uns den Weg - wir sind hier zu Hause. Richtung und Körperposition werden zu unnützen Konzepten. Man würde dieses Gefühl kennen, hätte man sich je unter den Wurzeln eines Mutterbaums befunden. Die einzigen geraden Linien in der Erde um uns herum sind künstliche Linien. Knallbunte Rohrleitungen unterbrechen den erdigen Kosmos und eilen, auf menschliche Eingriffe hindeutend, in ihre eigenen Richtungen.
‚Ich muss Sophia fragen, wohin die Erde geht, nachdem sie sie ausgegraben hat‘, sagt eine gute Freundin von mir, als wir über Malen und Graben sprechen. Nun, das können wir nicht mit Sicherheit wissen. Vielleicht wird sie vom Regen weggespült, oder zu einem Ameisenhaufen werden. Doch ich denke, sie muss sich bewegen, um intakt zu bleiben.
Text: Monika Georgieva
Übersetzung: Claudia Mairer
(1) Mark Strand, “Keeping Things Whole” from Selected Poems. Copyright © 1979, 1980 by Mark Strand,
source: Selected Poems (Alfred A. Knopf, 2002)
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