Ausstellung
Why 7 ate 9
Gabriel Angemi, Leo Kaufmann, Klaus Kamptner, Sabelo Mlangeni und Stefanie Pretnar | Kuratiert von Loretta Fahrenholz
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Garry Winogrand, der den Begriff »Street Photography« nicht mochte, verglich die Fotografie mit einem Wortspiel, das „etwas das passiert“ in Frage stellt, indem es unterschiedliche Bedeutungen nahelegt und uns dadurch verstört. Während Winogrand die Spannung zwischen der Realität und einer fotografischen Sprache im Auge hatte, scheint die Straßenfotografie heute vor allem mit dem Sampeln ihrer eigenen Konventionen beschäftigt. Endlose streams von Straßenansichten auf Fotoblogs und Instagram reproduzieren fotografische Zitate durch den Automatismus von Filter generierten Kodes. Die Straßenfotografie wird einem „Wortspiel“ über Straßenfotografie immer ähnlicher.
Aber die bewusste Hinwendung zu klassischen Genres und ihren vertrauten Mustern und Mitteln kann manchmal auch die Ambiguität dessen, was tatsächlich passiert, überraschend deutlich fassbar machen. Über eine Vintage Form einen Blick auf die Straße zu werfen, ermöglicht dabei ein seltsames Wechselspiel zwischen der Realität ihrer immanenten Regeln und einer Komplexität, die sich immer außerhalb dieser ausdrückt. Heute kann man eine freiere Verbindung von Straßenfotografie und ihrem Gegenstand beobachten, sowie eine bewusste Diskrepanz zwischen dem Aufnahmeapparat und den biopolitischen Strukturen, mit denen sie sich auseinandersetzt. Hier stellt die Straßenfotografie ihre eigenen Beschränkungen dar, um mit einer Welt in Beziehung zu treten, die bereits aus Bildern besteht.
Text: Cosima Rainer
Fotos: Leo Kaufmann
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